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EM-Halsbänder: Humbug oder Scharlatanerie?

Warum alternativ nicht besser bedeutet

Dieser Blogeintrag befasst sich mit der aufkommenden Modeerscheinung EM-Halsband. Ich weiß, dass viele eine andere Meinung zu den angesprochenen Themen haben, würde mich aber dennoch freuen, wenn du den Artikel zu Ende lesen würdest. Immerhin geht es um jemanden, für den wir alle nur das Beste wollen: Unsere Fellnasen.

 

Zuerst sollte ich weiter ausholen. Mein wissenschaftlicher Hintergrund als Mathematiker und Ökonom lässt mich unter anderem Studien verstehen und gut durchgeführte Studien von schlechten unterscheiden, zumindest bilde ich mir das ein. Daher verteufel ich auch nicht die Pharmaindustrie, denn deren Studienauflagen sind enorm, im Gegensatz zu alternativen Heilmethoden, die keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen (und oft nicht können), sondern nur zeigen müssen, dass sie keinen Schaden anrichten! Ich bin jedoch auch ein unglaublich großer Fan von pflanzlichen Heilmethoden, sowohl für die Tiere als auch für uns Menschen selbst. Ich habe grünen Tee schätzen gelernt, trinke regelmäßig Chaga-Tee, weiß um die Wirksamkeit von diversen Heilpflanzen. Dennoch vertraue ich bei Zecken nicht auf die Wirkung eines Placebos.

Warum Placebo? Weil EM-Halsbändern keine wissenschaftlich nachweisbare Wirkung besitzen und sie meiner Meinung nach nicht besitzen können. Doch was ist EM? EM steht für Effektive Mikroorganismen. Ursprünglich wurden "positive", aufbauende Mikroorganismen in den Boden geimpft, um diesen schneller wieder zu regenerieren. Nach Jahrzehnten konnte jedoch keine positive Wirkung nachgewiesen werden, was auch der Erfinder dieser Methode zugibt.

Jetzt beginnt etwas Abstruses: Diese Mikroorganismen, die den Boden aufbereiten sollen, werden in Ton gebrannt (und somit abgetötet), jedoch soll der Ton die Informationen dieser Organismen weitertransportieren und bei Hunden gegen Zecken wirken. Wie und warum? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit und ebenfalls nicht nachweisbar. Dass die gleichen Tonröhrchen zur Wasseraufbereitung genutzt werden (ja, dabei hilft Ton, aber da wirkt ganz normaler Ton genauso, macht man schon seit vielen, vielen Jahren) und eben als Substrat für Dünger, scheint keinen Hundebesitzer zu stören. Allerdings werde ich bei Allheilmitteln immer hellhörig (ich schaue dich an ETA-Test, aber das wird ein anderer Blogeintrag). Wie kann ein positives Mikroorganismenmillieu Zecken abhalten? Diese Mikroorganismen befinden sich auch so im Boden bzw. unserer Umwelt, Zecken sind dennoch dort. Womit wir wieder beim Glauben sind: Viele sind durch die böse Pharmaindustrie verunsichert, oft durch Hörensagen und missionarische Hundefreunde. Doch genau diese Mittel sind die Einzigen, die wirklich ausgiebig getestet werden. Natürlich gibt es Nebenwirkungen, aber Puck stirbt durch ihre Allergie, wenn sie ein Brot isst, ist das dann auch zu verteufeln? Ebenso hatte Puck eine Impfreaktion auf eine Trägersubstanz, das ist überhaupt nicht schön und sie wäre auch da fast gestorben, aber dafür gibt es verschiedene Trägersubstanzen und darum hoffe ich auch auf den Herdenschutz, denn Nebenwirkungen können immer auftreten, sowohl bei natürlichen Mitteln als auch bei chemisch hergestellten Medikamenten.

Ich halte die Auswirkungen von Borreliose etc. jedoch für ungleich gefährlicher als die Gefahr der Einnahme eines millionenfach bewährten Zeckenmittels, sei es Bravecto (dessen angebliche Todesfälle in keiner (!) von vielen nach dem Aufkommen der Gerüchte durchgeführten Studien nachgewiesen werden konnten, aber als der böse Bub unter den Zeckenmitteln herhalten muss), Frontline oder Advantix, welches wir unseren Hunden geben, da es im Gegensatz zu z.B. Frontline auch noch eine repellierende Wirkung besitzt und wir seit Jahren nur Zecken auf den Hunden finden, wenn der Wirkzeitraum am Ende ist.

Was ich damit sagen will: Vertraut nicht Wunderheilmitteln, wären diese so gut wie behauptet, würden die Unternehmen das wohl schamlos ausnutzen und vermarkten! EM-Halsbänder sind teilweise unglaublich schön, ich mag viele Designs, aber eins sind sie nicht: Zeckenschutzmittel. Das ist einfach Ton, der durch die Energie des Glaubens helfen soll, warum nicht gleich Beten, das wäre zumindest billiger. Und wer einmal einen durch Zecken erkrankten Hund gesehen hat, wird auch niemals leichtfertig die Gesundheit seines Hundes mehr aufs Spiel setzen!

 

Danke, dass du bis hier her durchgehalten hast. Ich will dich nicht mit diesem Beitrag zum Zweifeln bringen, leider hinterfragen jedoch die wenigsten auch die Wirkung ihrer Wunderkuren, aber das ist auch nicht meine Zielgruppe. Ich schreibe für die aufgeklärten Hundehalter, die nicht jeder Verschwörungstheorie hinterherrennen und der neuesten Mode folgen (benutzt eigentlich noch jemand das Wundermittel Bernsteinkette? Warum nicht? Angeblich hat keiner mehr eine Zecke damit gesehen.. ihr wisst worauf ich hinaus will?!). Natürlich gibt es Gebiete, die beinahe zeckenfrei sind, natürlich gibt es Hunde, die von Zecken selten gebissen werden. Wenn diese Besitzer dann ein EM-Halsband tragen, wirkt das augenscheinlich, aber ein Nachweis sieht anders aus!

Wenn du einen natürlichen Zeckenschutz aufbauen willst, benutze Kokosöl oder Schwarzkümmel oder andere Substanzen, die nachweislich gegen Zecken wirken können. Ob sie es aber dann wirklich tun hängt von zu vielen Faktoren ab, aber immerhin schadet es dem Hund nicht...